Mein heutiger Beitrag ist meinem brüderlichen Freund Herbi gewidmet… wir sprechen nicht über das kultige Auto „Herbie ein toller Käfer”, der in der Vergangenheit so beliebt war, aber über einen Mann, dem es gelang, die Dämonen seiner Vergangenheit zu besiegen. Herbi war Opfer einer bösartigen Sekte.

Herbert Steiner, bekannt als Herbi, wurde am 8. Juni 1966 in Flawil, St. Gallen, geboren. Als einziger von sechs Kindern wurde er ein paar Tage nach seiner Geburt in eine Pflegefamilie gegeben. Als Junge bereits geriet er in die Fänge böser Menschen, die religiösen Sekten angehörten. Von da an war seine Kindheit von Missbrauch und ritueller Gewalt geprägt, die er bewusst erlebt und überlebt hat. Es gelang ihm, aus dieser Hölle zu entkommen. Danach lebte er ein stilles und unauffälliges Leben. Im Alter von 53 Jahren begann der Weltenwanderer Herbi das Schweigen zu brechen. Er möchte der Menschheit in dieser Zeit des großen Wandels Mut und Zuversicht geben und jeden wieder an sein eigenes Licht und sein kreatives Potenzial zu erinnern:

Wenn ich es alleine aus dieser Hölle geschafft habe, dann werden wir diesen Übergang auch gemeinsam als Menschheit schaffen.

Ich werde hier aufhören, ich werde dir nicht von seinen Schmerzen und der erlittenen Gewalt erzählen, ich werde dir keine Anekdoten erzählen.

Kratzbürstig, das ist nicht meine Absicht, ich werde dir Herbis menschliche Geschichte seiner Wiedergeburt, seines geistigen Wachstums, seines starken emotionalen Fundaments erzählen, das ihn von der Tür der Hölle weg ans Licht des Lebens geführt hat und die nun in seinem Buch erzählt wird: Einfach Herbi – Mein Leben zwischen Himmel und Hölle.

Herbi ist ein Füllhorn, das drei Elemente verkörpert: das Überleben des Steinadlers, das Philosophieren von Einstein und die Vergebung von Mandela. Das sind keine elitären Gegenüberstellungen. Herbi ist einfach ein Mensch, der sich jedoch mit der Taubheit der Menschen abfinden musste, mit deren chronischen Desinteresse, der menschlichen Unzulänglichkeit, der Krankheit, die viele Menschen in sich tragen: die Arroganz, zu glauben, über allem und jedem zu stehen. Herbi war jahrelang ein Opfer jener dunklen Welt. Und obwohl er seine Schmerzen hinausschrie, glaubte ihm niemand. Dann wurde er wiedergeboren.

Um die schwere Krise der Apartheid zu überwinden, gründete Mandela den Gerichtshof der Vergebung. Nicht der Rache, sondern Vergebung gegenüber denjenigen, die ihre Schuld zugeben würden. So gelang es ihm, das Volk zu befrieden.

Täter und Opfer. Herbi vergab seinen Tätern.

Albert Einstein wurde als Genie und grosser Philosoph bezeichnet, berühmt ist seine philosophische Annahme: Nur was wir sehen, existiert.

Nur das, was wir sehen, existiert, hat sich als offensichtlich falsch herausgestellt. Herbis Leid ist der Schlüssel, der die verborgene Tür öffnet, von der wir genau wissen, dass sie existiert.

Eine populäre indianische Legende besagt, dass der Adler bis zu 70 Jahre alt wird. Aber damit dies geschieht, muss er um das 40. Lebensjahr herum eine schwierige Entscheidung treffen. In diesem Alter sind seine Krallen lang und er kann die Beute, die er frisst, nicht mehr greifen. Sein Schnabel ist länglich, spitz und kurvig. Seine gealterten und durch die stark vergrößerten Federn beschwerten Flügel zeigen zur Brust.

Der Adler hat nur zwei Alternativen: sich selbst sterben zu lassen oder einen schmerzhaften Prozess der Erneuerung zu durchlaufen, der gut 150 Tage dauert. Entscheidet er sich für die zweite Möglichkeit, fliegt der Adler auf den Gipfel eines Berges und zieht sich in ein unzugängliches Nest an einer Felswand zurück, von wo aus er mit einem flachen und sicheren Flug zurückkehren kann. Hier beginnt der Adler mit seinem Schnabel an die Wand zu schlagen, bis er abfällt und nimmt tapfer die damit verbundenen Schmerzen in Kauf. Nach ein paar Wochen wächst ihm ein neuer Schnabel nach. Damit reißt es die alten Krallen eine nach der anderen aus, ohne Rücksicht auf die Schmerzen. Nachdem die neuen Krallen nachgewachsen sind, rupft er mit diesen und dem Schnabel alle Federn vom Körper aus, eine nach der anderen.

Nachdem ihm die neuen Federn nachgewachsen sind, stürzt sich der neue geborene Adler zuversichtlich in den Flug der Erneuerung und beginnt, weitere 30 Jahre zu leben.

Genauso hat es Herbi gemacht: Er ging durch seinen Schmerz, schöpfte Stärke daraus, wetzte seine Krallen und wurde wiedergeboren, um hoch zu fliegen. Deshalb: Einfach Herbi.

Herbi hat gelitten, Missbrauch, Horror, Isolation, Gewalt aller Art er- und überlebt. Und dann als Erwachsener hat er es geschafft, seine Freiheit wiederzuerlangen. Er ist kein Heiliger, kein Guru geworden, er hat weder Anhänger noch Schüler. Er hat keine Hauptsitze und lebt nicht von Erträgen, die irgendeiner seltsamen und obskuren Organisation zufließen, sondern von seinem Wirken und nichts anderem. Er ist ein freier Mann. Nach vielen Jahren der Isolation hat er wieder mit seiner Schwester Susan zusammengefunden und jetzt sind sie unzertrennlich.

Er schrieb seine Geschichte, jetzt in einem Buch verfasst, die von Vergebung, aber auch von geistiger Erhebung erzählt.

„Einfach Herbi“… er hat die Furt der Unbewusstheit überquert und ist am Ufer des Bewusstseins gelandet. Nicht einmal im Traum sollte jemand auf die Idee kommen, ihn zu verurteilen, denn sein Leid ist unaussprechlich.

Vielmehr sollten wir auf seine Botschaft hören und uns dann selbst frei entscheiden. Es liegt an uns. Herbi weiss das und das ist auch gut so. Unser freier Wille soll nicht mit Impressionismus überrollt werden. Es ist nicht nötig, sich in die Lage des Autors zu versetzen, die Botschaft ist klar: Ich gebe dir den Schlüssel zu meinem Denken und du selbst entscheidest, ob du diese Tür öffnen oder nicht öffnen möchtest. Denn jeder hat sein eigenes Schicksal.

Herbi, was hältst du von dir?

Ich glaube, ich habe die Grenze überschritten, dass mein “Ich” absolut ist oder über jemandem steht.

Menschen wie ich, die solch schlimme Traumata erlitten haben, sind für ein Leben voller Entbehrungen bestimmt, sowohl körperlich als auch psychisch. Ich verstecke mich nicht hinter meinem Leiden, es ist allein meins, aber ich habe meine Dämonen ausgetrieben und erwarte nun (so hoffe ich), dass man mir zuhört.

Herbi, wirst du mit dem Erlös deines Buches das Leben geniessen können?

Inzwischen schauen wir Mal, ob es funktioniert. Aber ich glaube nicht an den „Gott des Geldes“ und habe keine Erwartungen, was den Verkauf meines Buches betrifft. Wenn mein Weg aber ins Glück führt, werde ich ihn sicher nicht abschlagen.

Herbi, welche Botschaft möchtest du den Lesern deines Buches mit auf den Weg geben?

Verantwortung, Vergebung, Liebe und Wiedergeburt. Verantwortung: Wer mein Buch liest, wird verstehen, dass jeder frei wählen kann, doch die Verantwortung liegt bei jedem selbst. Ich schreibe niemandem etwas vor. Vergebung: Wenn man nicht vergeben kann, kann man mit seiner Vergangenheit nie abschliessen. Liebe: Du darfst das Gefühl der Liebe in seiner neuen Form erleben, die spirituelle und seelische Liebe. Die Wiedergeburt: Der Schlüssel wird dazu dienen, den Flug in Richtung sichererer Ufer anzupeilen, an denen man Schutz finden kann, falls das „verborgene Dunkle“ einem wieder begegnet.

Herbi, aber hast du keine Angst, dass du für einen Guru gehalten wirst?

Das glaube ich nicht, ich verabscheue Sektenanhänger, ich lehne das von Gewalt durchdrungene Glaubensbekenntnis ab, sowie Ausreden, die Illusion einer esoterischen Welt ist nicht meine Wahl. Der Mensch als Wesen sollte frei in seinen Entscheidungen sein – das ist meine Botschaft. Ich glaube, dass die menschliche Geschichte teilweise umgeschrieben werden muss. Denn ich gehe davon aus, dass einige Kapitel der Geschichte einfach falsch dargestellt oder verändert wurden, weil sie in ihrer Dimension nicht verstanden werden würden. Dieses mein Buch stellt mich nicht über die Gesetze der Schöpfung, im Gegenteil. Aber ich werde mich immer fragen, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war.

Ich habe den Eindruck, dass deine Botschaft vielen anderen sehr ähnlich ist, meinst du nicht auch?

Meine Botschaft ist das Ergebnis der Kraft, mit der ich die Dunkelheit, in der ich ohne mein Verschulden gefangen war, überwunden habe. Ich kann nicht für das, was ich erlitten habe, verantwortlich sein, wurde ich zwei Tage nach meiner Geburt von meiner Mutter weggegeben. Ich war ein Kind und mein Leben war eine Zeit lang dieses Leben. Dann erhellte ein Licht langsam meinen Weg und ich kam heraus, daher meine Botschaft, meine Umarmung des Lichts.

Herbi, wann bekommen wir dein Buch zu lesen?

Sehr bald.

 

Originaltext:
Franco Marella

Deutsche Übersetzung:
Martina Amato

Hier geht es zum Originalbeitrag auf Italienisch von italiaveranews.it.